Eine feierliche Positur (2007/2008)
für Flöte, Oboe, Bassklarinette, Violine, Viola und Violoncello
 
Der innere Drang des Fortschreitens, das Gefühl nach vorne geführt zu werden und zeitgleich selbst die Führung zu übernehmen, sich dem Sog des Fliessens zu unterwerfen und gleichzeitig diesen hervorzubringen, der zauberhafte Zustand des Hin- und Herflimmerns zwischen Aktivität und Passivität, in dem man von einer magischen Kraft zum Agieren verleitet wird: dies alles sind mehr oder weniger verschiedene Aspekte eines einzigen Gedankens, der in diesem Stück dem Versuch einer musikalischen Umsetzung unterzogen wird.
Man kann das mit den Bewegungen eines Tänzers vergleichen, der innerhalb eines choreografischen Plans von einer unsichtbaren Energie von einem Punkt zu dem anderen hingeleitet wird, als ob der Fluss dieser Kraft zeit- und ortslos vorhanden wäre aber erst durch ihn die letzten Striche der Entstehung erführe. Wenn man sich vollkommen auf diesen Zustand einlässt, erlebt man die Essenz ausgelassener Feierlichkeit, als ein urmenschliches Phänomen.
In der fantastischen Beschreibung eines Bacchanals, das Fest der römisch-griechischen Götter, von Heinrich Heine in seinem Aufsatz "Götter im Exil" geht es um nichts anderes als diese ursprüngliche Feierlichkeit, wo "die halsbrechend unmögliche Positur einer Mänade, die mit flatterndem Haar das Haupt zurückwirft und sich nur durch den Thyrsus im Gleichgewicht erhielt", den Betrachter schaudernd in Staunen versetzt.

UA: 22. Februar 2008, Konzertsaal der Hochschule für Künste Bremen
ensemble recherche

Die Projektwoche mit dem ensemble recherche – Ein kurzer Erfahrungsbericht:
Eine feierliche Positur ist ein hochvirtuoses Werk für Ensemble nicht nur im traditionellen Sinne. Die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Musikern des ensemble recherche bot mir die Möglichkeit an, meinen kompositorischen Gedanken quasi unbegrenzt freien Lauf lassen zu können und die eine oder  die andere rein technische Schwierigkeit, solange es sich im Rahmen des Möglichen befand, außer Acht lassen zu wagen. Diese Freiheit des Komponisten wurde uns nicht nur durch die enorme musikalische Fähigkeit jedes Musikers im Einzelnen und des Ensembles im Ganzen gewährleistet, sondern sie wurde uns noch in Form des verständnisvollen Vertrauens, eines herzlichen Engagements in jede Probe von neuem geschenkt. Bessere Arbeitsbedingungen kann man sich als Komponist nicht wünschen!

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