Verzweigte Wasser (2003)
für Violine und Akkordeon
(Edition Wunn: www.edition-wunn.de)

Auf der Suche nach der Klarheit einer eigenen musikalischen Aussage ist der Komponist öfter dazu gezwungen, sich selbst auf einer ihm vielleicht bis dahin unbekannten Weise zu begegnen. Eine Begegnung dieser Art, mit der - meiner Meinung nach -  Kunst erst beginnt, ist manchmal voll von Überraschungen, und sogar begleitet von unangenehmen (über)kritischen Selbstreflexionen, die der Befestigung der Fundamente schöpferischer Arbeit dienen und sich ihr zugleich in den Weg stellen. Die Rezeption anderer Kunstwerke, welcher Natur auch immer, kommt einem auf diesem Wege häufig zugute und kann unter anderem sogar als die nötige Kraftquelle der geistigen Standhaftigkeit Nahrung bieten. Im Falle dieses Werkes, bei dem es sich um meine ersten Versuche kompositorischer Art handelt, war diese Rolle der begleitenden Lektüre eines Textes von Hermann Hesse zugeschrieben, dessen Werke nicht nur in seiner frühen Phase einen stark selbstbeobachtenden Charakter aufweisen:
„Ein Baum spricht: Meine Kraft ist das Vertrauen. Ich weiß nichts von meinen Vätern, ich weiß nichts von den tausend Kindern, die in jedem Jahr aus mir entstehen. Ich lebe das Geheimnis meines Samens zu Ende, nichts anderes ist meine Sorge. ... Aus diesem Vertrauen lebe ich.“

s. Cds
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